Das Scheitern eines Projektes ist zumeist ein für alle Beteiligten schmerzhaftes Ereignis, umso schmerzhafter, je größer die emotionale und zeitliche Investition der Beteiligten in dieses Projekt war. Dabei wird häufig übersehen, dass gerade ein Fehlschlag – wenn er richtig erkannt und verstanden wird – die Basis für einen späteren Erfolg bilden kann.
Das größte Problem eines Fehlschlags ist sicherlich sein schlechter Ruf. Wo der Erfolg viele Väter hat, fristet er zumeist das Dasein eines schamvoll verschwiegenen Wechselbalgs. Der Weg zur Erkenntnis seines Werts, ja manchmal sogar seiner Schönheit und seines Reichtums wird dabei oft versperrt durch eine Mischung aus Nicht-Wissen und Nicht-Wissen-Wollen: Zu schmerzvoll erscheint so häufig die Auseinandersetzung mit dem Scheitern, an dem man selbst einen Anteil haben könnte.
Heilsam und ermutigend könnte hierbei die konstruktivistische Psychologie sein, die uns die Sicht anbietet, dass unsere Erkenntnisse und Interaktionen letztlich auf der sogenannten Interpunktion unserer Wahrnehmung beruhen, also auf dem „Zerhacken“ des kontinuierlichen Stroms von Ereignissen und Emotionen und dem Markieren dieser Abschnitte, beispielsweise als „gute“ oder „schlechte“.
Fügt man die getrennten Teile jedoch wieder zu einem Ganzen zusammen, so lässt sich oft erkennen, dass eine Episode, die man vielleicht vorschnell mit dem Etikett des Fehlschlags versehen hatte, in sich bereits den Keim trägt für einen späteren Erfolg (für etwas also, das diesem vermeintlichen Scheitern letztlich als gute Wendung „erfolgt“).
Eugen Roth hat diesen Zusammenhang in einem wunderschönen Reim zu dem Bild einer Lebensleiter verdichtet:
Wir sehen es mit Verdruß,
was alles man erleben muß;
Und doch ist jeder darauf scharf,
dass er noch viel erleben darf.
Wir alle steigen ziemlich heiter
empor auf unsrer Lebensleiter:
Das Gute, das wir gern genossen,
das sind der Leiter feste Sprossen.
Das Schlechte - wir bemerken‘s kaum -
Ist nichts als leerer
Zwischenraum.
Das sogenannte Schlechte zu betrachten und ihm – anders als im Gedicht – einen nicht-leeren Raum und somit Aufmerksamkeit zu verschaffen ist das Anliegen des vorliegenden (Kurz-)Dramas.
Ein Projekt und ein Drama haben vieles gemeinsam: Beide versuchen, eine Einheit in Zeit, Raum und Handlung herzustellen, in beiden interagieren Individuen unmittelbar miteinander oder mit einem (mehr oder minder einbezogenen) Publikum, und beide müssen sich – sofern nicht als vollkommen belanglos betrachtet – am Ende einer Kritik durch Akteure und Publikum unterziehen.
Diese Kritik (die ja im Ursprung des Wortes als eine vorurteilsfreie „Prüfung“ zu verstehen ist) möge im vorliegenden Fall dazu führen, im dargestellten Scheitern schon den Schimmer eines sich andeutenden Erfolges zu sehen. Denn, wie uns schon Francis Bacon lehrt: Die Wahrheit geht eher aus dem Irrtum hervor, als aus der Verwirrung.
Widmen möchte ich das Stück zu guter Letzt meinen langjährigen Kollegen, die in der Handlung einiges von dem wiederfinden mögen, was wir gemeinsam durchgestanden haben. Danke, ihr seid super!