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Das Blockpraktikum hat mir wertvolle Einblicke in den Schulalltag
verschafft und einen realistischen Überblick über das Schulwesen und
seine Verwaltung gegeben. Durch mehrere Gespräche mit Referendaren weiß ich
nun auch, was auf mich nach dem ersten Staatsexamen wartet.
Vor allem das Unterrichten selbst ist wohl eine wichtige Erfahrung
gewesen, da das bloße Beiwohnen von Unterricht m.E. schnell das Gefühl
erzeugt, auf der Schülerseite zu sitzen. Da mir viele Absolventen des
Blockpraktikums erzählt haben, sie hätten während ihres Schulbesuchs kein
einziges mal unterrichtet, würde ich angehende Lehrer ermutigen, bereits
während des Blockpraktikums einen Teil der Erfahrungen freiwillig zu sammeln,
deren Aneignung während des Referendariats Pflicht sein wird.
Nützlich war m.E. auch, daß ich häufig Unterricht in den Kursen besuchte oder
abhielt, in denen Freunde meines kleinen Bruders anwesend waren. So hatte ich
einen ``guten Draht'' zu den Schülern und erfuhr so manches, was Lehrer und
angehende Lehrer nicht immer mitbekommen. Da ich aber mindestens genauso
oft Unterricht in ``fremden'' Klassen besucht habe, habe ich auch die
Situation kennengelernt, in der das Publikum weniger wohlwollend ist, als
bei dem Bruder eines Klassenkameraden. (In diesem Klassen ist dafür auch
die Distanziertheit der Lehrerrolle besser gegeben.)
Das Blockpraktikum als Ganzes ist sicherlich eine der sinnvollsten
Einrichtungen, die das Lehramtsstudium zu bieten hat. Für mich, als jemand,
der noch nicht von seiner völligen Berufung als Lehrer überzeugt ist, hat
sich zwar auch durch die gewonnenen Einblicke keine absolute Entscheidung
für oder gegen der Lehrerberuf ergeben; aber ich denke, ich habe vor allem
Motivation für das verbleibende Studium gesammelt.
Besondere Betrachtung verdient der bereits eingangs erwähnte
Unterschied zwischen Studienrealität und Schulalltag. M. E. bewirkt die
schulferne Ausbildung an der Universität (die wohl vor allem eine Folge der
starken Orientierung des Lehramtsstudiengangs am Diplomstudiengang im
jeweiligen Studienfach ist) eine Entfremdung des angehenden Lehrers von den
Schülern. Eine weitere Folge ist die bei mir und bei anderen Studierenden
beobachtete niedrige Motivation im Studium. Besser wäre sicher, die
Schwerpunkte im Hauptstudium auf den Erwerb sozialer Kompetenzen zu legen,
da diese nicht nur an der Schule (wie es dieses Protokoll zeigt) zum
großen Teil bitter vermißt werden.
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Tim Paehler
1998-10-04