Next: Der Begriff der Bildung
Up: Der Bildungsbegriff und seine Praxis
Previous: Inhalt
Um einen Bildungsbegriff in hinreichend tiefgründiger Weise analysieren zu
können, empfiehlt es sich zunächst, die Aspekte zu formulieren, unter denen
eine Betrachtung stattfinden soll. Ich unterteile diese Aspekte dabei in
zwei theoretische und vier praktische. Die Analyse soll also unter
Berücksichtigung der folgenden Fragestellungen geführt werden:
- 1.
- Theoretische Belange
- (a)
- Welchen Bezug zu den drei Welten (subjektive, intersubjektive und
objektive Wirklichkeit) nimmt der Bildungsbegriff ein;2
wie gewichtet er die Differenzierung innerhalb dieser Welten?
- (b)
- Wie behandelt der Bildungsbegriff die `Differenzen' zwischen Sein und
Sollen, Erkenntnis und Interesse; wie wirken analytische Befunde auf
normative Richtlinien ein?
- 2.
- Praktische Belange
- (a)
- Wie wird die Abbildung der Bildungsziele auf vollziehende Personen undInstitutionen vorgenommen; produziert sie dabei insbesondere Widersprüche zu der
Positionierung des Subjekts durch überzogene Einschränkungen seiner Freiheit?
- (b)
- Wie wird der Bezug zur bestehenden Situation hergestellt; wie soll sich
die Entwicklung vom gegebenen Zustand zum angestrebten vollziehen?
- (c)
- Wie werden die verschiedenen (und zwangsläufig gegenläufigen) Interessen
in der Realisierung berücksichtigt? Insbesondere:
- (d)
- Welche Rolle spielen Wissenschaft und Verwaltung?
Diese Frage ist zwar bereits in der vorhergehenden als Unterpunkt enthalten,
sie sollte jedoch gerade bei der Behandlung von wissenschaftlich und
verwaltungstechnisch geprägten Begriffsbildungen gesondert erörtert
werden (`Wissenschaft möchte, daß Bildung Wissenschaft
braucht.'3)
Diese Fragen sind einerseits in gewisser Weise willkürlich gestellt und
kritisierbar - andererseits begünstigt die Art, wie sie gestellt sind, bereits
einen bestimmten Typus von Bildungsbegriff.4 Allerdings bringt ihre
explizite Formulierung (hoffentlich) notwendige Struktur in die nun folgende
Untersuchung und formuliert darüberhinaus das ihr zugrundeliegende Interesse.
Next: Der Begriff der Bildung
Up: Der Bildungsbegriff und seine Praxis
Previous: Inhalt
Tim Paehler
1999-04-07