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Falsifikationismus

Der Falsifikationismus nahm sich dieser Problematik an: Jede Theorie sollte nur als vorläufiges Gesetz solange gelten, wie sie nicht durch ein Experiment widerlegt (falsifiziert) wird. Popper (1902 - 1994) formulierte seinen Falsifikationismus in [Pop34] folgendermaßen:

Damit kennzeichnet Popper Wissenschaft als einen fortlaufenden akkumulativen Prozeß, in dem neue Theorien hervorgebracht, diese durch zahlreiche Experimente ausgetestet werden und schließlich durch neue Theorien erweitert werden, deren Anwendungsgebiet eine echte Obermenge des Gebiets der vorherigen bildet. Die Tätigkeit eines Wissenschaftlers stellt sich dar als das Bemühen, eine Theorie durch Überprüfung und Widerlegung zu erweitern.
Dieser Begriff der Wissenschaft ist in etwa der, der in wissenschaftlichen Lehrbüchern vermittelt wird, und es verwundert nicht, daß die von Popper vertretene Philosophie als Kritischer Rationalismus bezeichnet wird.

Eine Frage, die sich nun im Zusammenhang mit der historischen Betrachtung ergibt, ist die Folgende: Bestätigt die Wissenschaftsgeschichte (sie ist ja gewissermaßen die ``experimentelle Überprüfung'' der Wissenschaftstheorie) diese Theorie, oder sind rationale Rekonstruktion und Falsifikationismus ahistorisch? Wenn letzteres der Fall ist, kann der Falsifikationismus bestenfalls noch als Idealisierung angesehen werden und muß durch eine andere Theorie ersetzt werden.
Wir werden uns im folgenden mit den historischen Untersuchungen Kuhns beschäftigen, deren Ergebnis die oben genannten Vorstellungen von Wissenschaft revolutioniert. Dazu müssen wir aber zunächst einen aussagekräftigen Zeitraum der Wissenschaftsgeschichte - gewissermaßen als Musterbeispiel - betrachten.


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Tim Paehler
1998-10-04