Angenommen, zwei Spielteilnehmer a und b haben die Wahl zwischen zwei verschiedenen Zuständen: a1, a2 für a; b1, b2 für b. Die Kombination ihrer Zustandswahl wird gemäß der folgenden Tabelle für die Spieler verschieden mit Punktgewinn belohnt oder Punktabzug bestraft (die jeweils erste Zahl in einer Tabellenzelle gibt den Punktgewinn bzw. -verlust für Spieler a an, die zweite den für b):
b1 | b2 | |
a1 | 5, 5 | -5, 8 |
a2 | 8, -5 | -3, -3 |
Man kann also sagen: Wählen beide Spieler den Zustand 1, so werden sie
beide belohnt, nicht so sehr jedoch wie der Spieler, der bei Wahl des
ersten Zustandes durch seinen Gegenüber, den zweiten wählt. Wählen aber
beide den zweiten Zustand (vielleicht jeweils in der Hoffnung, der andere
werde den ersten wählen), so werden beide mit Punktabzug bestraft.
Überträgt man diese Situation auf moralische Kategorien (geht man also
davon aus, daß beide wissen, was ihnen und dem jeweils anderen nützt
und schadet), läßt sich sagen: Kooperieren beide Spieler ((a1,b1))
so gewinnen beide, es bleibt jedoch die Verlockung des `Betrugs', auf Kosten
des anderen Spielers mehr Punkte zu sammeln ((a1,b2),(a2,b1)),
die sich jedoch bei beiderseitigem Betrugsversuch als Verlust ((a2,b2))
für beide erweist.
Diese mathematische Analogie zeigt die Grundprobleme menschlicher
Interaktion auf: Kooperation ist nur in wechselseitigem Einvernehmen
und unter Verzicht der Vorteilnahme auf Kosten des Anderen
möglich.29
Vom zweckrationalen Standpunkt ist eine Lösung nicht möglich, da eine
Vorhersage vom Typ `Ich denke, daß er denkt, daß ich denke...' unter
Einbeziehung aller Ebenen ins Unendliche rekurrieren muß. Allenfalls
die Minimierung des möglichen Punktabzuges, die die Wahl von Zustand 2
zur Folge hat, könnte als `vernünftig' bezeichnet werden. Diese Wahl
hat aber, wenn der Gegenüber ebenso vernünftig ist, die ungünstigste
Gesamtkonfiguration zur Folge. Was also aus dem Dilemma führen könnte,
wäre eine Absprache zwischen Spieler a und Spieler b, die
die beidseitige Wahl des Zustandes 1 erklärt. Damit sind wir beim
zweiten Grundproblem: Welche Merkmale muß Kommunikation aufweisen, um
in dieser und ähnlichen Situationen erfolgreich zu sein, sprich: zu
Kooperation zu führen?