Erst durch Brahes Schüler Johannes Kepler (1571 - 1630), der anhand
der ihm vorliegenden genauen Daten und seines mathematischen Talents
die noch heute in der Schule gelehrten Keplerschen Gesetze entdeckte,
wurde die kopernikanische Idee weiterentwickelt. Kepler brachte dabei
seine Forschungen mit der Zahlenmystik der Pythagoräer und der
platonischen Lehre von der Weltharmonie in Einklang. Trotz dieser -
bei Kopernikus z.B. eher hinderlichen - Sichtweise war er ein genauer
Beobachter und nahm die Meßergebnisse sehr ernst. Kepler suchte auch
nach den physikalischen Prinzipien der Bewegungen der Himmelskörper
(er vermutete einen Zusammenhang zu dem durch Gilbert (1544 - 1603)
beschriebenen Phänomen des Erdmagnetismus), konnte sie letztlich aber
nicht erklären, so daß sich Newton schließlich dieser Aufgabe
annahm.
Der wohl populärste Konflikt zwischen dem aristotelischen Weltbild und der
neuzeitlichen Physik entstand durch die Veröffentlichungen Galileo Galileis
(1564 - 1642). Im Dialogo, eine von ihnen, rechnete er vor allem mit
dem geozentrischen System und der Unterscheidung von himmlischer und irdischer
Physik ab. Infolge seiner Äußerungen unter Hausarrest gestellt, verfaßte er
die Discorsi, das zweite wichtige Werk, in dem er seine Untersuchungen
zur Bewegungslehre veröffentlichte. Seine kinematischen Untersuchungen zum
freien Fall mit Hilfe der schiefen Ebene stellen dabei einen
entscheidenden Punkt in der Hinwendung zur modernen experimentellen
Überprüfung von Theorien dar.
Die von Galilei praktizierte Methode wird dabei von den Philosophen
René Decartes (lat. Cartesius, 1596 - 1650) und Francis Bacon
(1561 - 1626) in ihren Werken über das wissenschaftliche Vorgehen bei der
Wahrheitsfindung mit einer theoretischen Basis versehen.
Descartes schuf auch seinerseits ein eigenes Weltbild, mit dem er das
aristotelische abzulösen gedachte. In diesem Weltbild sollte die himmlische
und irdische Physik gleichen Gesetzmäßigkeiten gehorchen und die Bewegung
der Himmelsgestirne durch die Verwirbelungen eines allgegenwärtigen Äthers
plausibel gemacht werden. Überhaupt war es das Ziel Descartes, jedes
physikalische Phänomen auf eine Korpuskularmechanik zu reduzieren, in
der es keine Fernwirkung, sondern lediglich durch Stöße übertragene
Kräfte geben sollte. Diese Auffassung wurde auch von Huygens, einem
herausragenden Experimentator wie Theoretiker verfolgt. Newton
versuchte zunächst ebenfalls, die vom Standpunkt der Einfachheit
reizvolle Forderung nach der Reduktion jeglicher Phänomene auf die
Korpuskularmechanik in seine Theorien aufzunehmen, die Erscheinungen
widersprachen diesem aber, so daß er die Gravitationskraft als gegeben
und nicht weiter erklärbar postulieren mußte. Der von Descartes
eingeschlagene Weg wird jedoch trotzdem für die moderne Physik als
sehr wichtig angesehen, da er die heute geläufige rationale Denkweise
begründete.